Die Diözese der Armenischen Kirche in Deutschland ruft anlässlich des Weltflüchtlingstages zur Solidarität mit den Millionen von Flüchtlingen weltweit auf. Dieser bedeutungsvolle Tag erinnert uns daran, dass Millionen von Menschen gezwungen sind, ihre Heimatländer aufgrund von Konflikten, Gewalt und Verfolgung zu verlassen. Als Kirche betrachten wir es als unsere Pflicht, an das Schicksal dieser Menschen zu erinnern und ihnen beizustehen.
Die armenische Geschichte ist geprägt von den Erfahrungen des Völkermords an den Armeniern von 1915, beidem zahllose Menschen aus ihrer Heimat vertrieben und zu Flüchtlingen wurden. Diese schmerzhafte Erfahrung lehrt uns, Empathie und Mitgefühl gegenüber Flüchtlingen zu zeigen. In dieser heutigen Zeit anhaltender Konflikte und Kriege, die große Flüchtlingsströme verursachen, ist es von größter Bedeutung, dass wir unsere Kräfte bündeln, um den Schutz und die Unterstützung von Flüchtlingen zu gewährleisten. Wir fordern Regierungen, Organisationen und die internationale Gemeinschaft auf, ihre Anstrengungen zu verstärken, um Flüchtlingen sichere Häfen, menschenwürdige Lebensbedingungen und Zugang zu Bildung und Gesundheitsversorgung zu bieten. Gemeinsam können wir dazu beitragen, dass Flüchtlinge wieder Hoffnung finden und eine bessere Zukunft aufbauen können.
Den Weltflüchtlingstag zum Anlass nehmend möchte die Diözese der Armenischen Kirche in Deutschland insbesondere auf die dramatische Situation der vertriebenen Menschen aus Berg-Karabach aufmerksam machen. Der 44-tägige Angriffskrieg Aserbaidschans gegen Berg-Karabach und die aktuellen politisch-militärischen Entwicklungen in der Region haben zu einer massiven Vertreibung von Armenierinnen und Armeniern geführt. Ca. 30.000 Menschen haben ihre historische Heimat verloren und wurden zu Flüchtlingen, da rund 25% des ursprünglichen Territoriums von Berg-Karabach, wo diese Menschen seit Jahrhunderten gelebt haben, ging unter aserbaidschanische Kontrolle. Die Menschen in restlichen Teilen von Berg-Karabach leben in ständiger Sorge um ihre Existenz und befürchten einen neuen Völkermord.
Seit 12. Dezember ist die einzige Verbindungstraße von und nach Berg-Karabach, den s. g. Latschin-Korridor ist gesperrt, erst durch vermeintliche Öko-Aktivisten und dann durch Einrichtung eines Kontrollpunktes an der Grenze zu Armenien. Aufgrund dieser staatlich angeordneten Blockade stehen rund 120.000 Menschen von Berg-Karabach, darunter ca. 30.000 Kinder, vor einer humanitären Katastrophe. Seit Monaten verhindert Aserbaidschan u.a. auch die örtliche Gas- und Stromversorgung. Durch Schaffung einer unerträglichen Situation versucht Aserbaidschan, die indigene Bevölkerung von Berg-Karabach zu vertreiben und Berg-Karabach endgültig zu entarmenisieren.
Die internationale Gemeinschaft muss alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, um eine erneute Tragödie zu verhindern und die Sicherheit und das Wohlergehen der betroffenen Bevölkerung zu gewährleisten. Aserbaidschan darf nicht seine militärische Überlegenheit ausnutzen und die berg-karabachische Bevölkerung zur Flucht zwingen. Diese Menschen müssen in ihrer Heimat frei von Angst und in Sicherheit leben dürfen.
Köln, 20. Juni 2023